Zum 25-jährigen Ordinationsjubiläum von Pfarrer Ruf


Ebersgöns, den 26. Juni 2010

Sehr geehrter Herr Pfarrer Ruf, lieber Michael,

am 23. Juni 1985 wurdest du in der St. Michaelis Kirche in Oberkleen ordiniert. Als eine deiner Wegbegleiterinnen in der hiesigen Gemeindearbeit von Anfang an und mit 22 Jahren dienstälteste Presbyterin gratuliere ich dir heute im Namen aller Presbyterinnen und Presbyter der Kirchengemeinden Oberkleen und Ebersgöns ganz herzlich zu deinem Silbernen Ordinationsjubiläum. Gleichzeitig können wir auch dein 25-jähriges Dienstjubiläum feiern, denn am 1. April 1985 hast du hier als Hilfsprediger angefangen. 25 Jahre Pfarrdienst in einer Gemeinde, das gibt es nur selten. Wir sagen vielen Dank für 25 Jahre treuen, engagiert und verantwortungsvoll ausgeübten Pfarrdienst bei uns.

Verehrte Anwesende, bei Jubiläen ist es üblich, Rückschau auf das Geleistete zu halten oder wie man heute sagt ein „Controlling“ durchzuführen. Ich will es in Ansätzen versuchen und erhebe keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Lieber Pfarrer Michael Ruf, im letzten Gemeindebrief hast du uns an deine Ordinationspredigt zu den Aussagen des Apostels Paulus in 1. Korinther 12, 4-7 erinnert. Es geht darin um die unterschiedliche Zuteilung der uns von Gott verliehenen Gnadengaben, die es unter uns zu suchen, zu entdecken, zum Wohle aller einzusetzen und fruchtbar zu machen gilt, damit wir eine lebendige Gemeinde Jesu Christie sein können. „Ich will das Meine dazu tun und lasse mich gerne bei meinen Gaben und Aufgaben behaften“, so hast du damals in deiner Predigt gesagt. – Welche Gaben haben wir bei dir entdeckt, wo konnten und können wir dich behaften?

Die in der breiten Gemeindeöffentlichkeit bekannteste und offensichtlichste deiner Gaben ist die Predigtgabe. Ist ja auch die Hauptsache bei einem Pfarrer, denn schließlich wurdest du bei deiner Ordination primär mit der öffentlichen Wortverkündigung, also mit dem Predigen, beauftragt. „Dea Pärner Ruf doat goat predige“, so ist die einhellige Meinung; nicht nur im Sonntagsgottesdienst und bei schönen Anlässen, sondern gerade auch bei schwierigeren Trauerfällen. Wir hören dieses Lob auch aus anderen Gemeinden in denen du Vertretung machst oder im Kanzeltausch Gottesdienst hältst.

Die meisten deiner Gaben und Aufgaben werden vom überwiegenden Teil der Gemeindeglieder nicht so sehr wahrgenommen und so muss man sich als Presbyter oder Kirchmeisterin bei mancher Gelegenheit fragen lassen: „Ei, wo ist denn der Pfarrer Ruf? Der hätte doch mal zu der Veranstaltung kommen können oder diesen oder jenen Besuch machen können.“

Da ist es gut, wenn man weiß, was der Pfarrer sonst noch alles macht. In den Bereichen Gemeindeleitung, Organisation und Verwaltung können wir bis heute eine Vielzahl von Begabungen bei dir entdecken und dich darin behaften. Die Presbyteriumssitzungen sind stets bestens vorbereitet, du achtest auf die zügige Ausführung der gefassten Beschlüsse, du hast den Überblick über die Finanzen und verhandelst mit dem Rentamt, neben den Architekten beaufsichtigst in erster Linie du die Handwerkerarbeiten auch bei Großprojekten wie Gemeindehausbau und Kirchensanierung. Du organisierst Bus und Lokal sowohl für den Ausflug der Frauenhilfen als auch für den der Mitarbeitenden. Alle anfallenden Schriftlichkeiten werden von dir prompt und ordentlich erledigt. Die zeitaufwändige Redaktion und die Gestaltung des Layouts unseres Gemeindebriefes liegen hauptsächlich in deiner Hand. Deine Begabung auch auf technischem Gebiet lässt sich an der geschickten Handhabung von Mikrofonanlagen, Fotokopierern und Computern festmachen. Deine Aufgeschlossenheit gegenüber Neuerungen auf diesem Gebiet kann man gut an dem in 25 Jahren des Öfteren veränderten Layout des Gemeindebriefes erkennen. Auch handwerklich bist du begabt. Deine vorhandenen musikalischen Gaben kannst du aus Zeitgründen in der Regel leider nur in unserem Singkreis und beim Gemeindegesang zu Gehör bringen.

Ein Teil deiner Gaben kommt schon immer auch dem Kirchenkreis Wetzlar zu Gute. Einige Jahre warst du als Scriba im KSV tätig und zurzeit bringst du dich im Finanz- und Rentamtsausschuss ein und nimmst wenn nötig als stellvertretender theologischer Abgeordneter an der Landessynode teil. Den Strukturprozess im Kirchenkreis begleitest du aktiv, besonders auch als Vakanzverwalter in Volpertshausen-Weidenhausen und Vollnkirchen.

Liebe Gemeinde, das hört sich doch gut an. Man könnte meinen, unsere Kirchengemeinden sind ein Ein-Mann-Betrieb. Dem ist aber nicht so, denn du, lieber Michael, hast auch auf manchen Gebieten die Gabe des Delegierens, das heißt, du entdeckst Gaben bei Gemeindegliedern und lässt sie diese in den Dienst der Gemeinde stellen. So liegen etwa die Arbeit in den Frauenkreisen, im Kindergottesdienst und beim Taizé-Gebet überwiegend eigenständig in den Händen teils schon langjähriger engagierter Mitarbeiterinnen. Die Presbyteriumsmitglieder gestalten reihum die Andachten in den Sitzungen, alle übernehmen Lektorendienste und ein großer Teil von ihnen hält seit Jahren Lesegottesdienste, vermehrt seit du als Vakanzverwalter tätig bist. Leider gibt es in unseren Gemeinden auch immer Arbeitsfelder für die es nicht oder nur zeitweise gelingt Gaben zu entdecken und fruchtbar zu machen, nennen möchte ich hier insbesondere die Jungschar- und Jugendarbeit.

Lieber Pfarrer Ruf, in einem leicht abgewandelten Sprichwort heißt es: „Hinter fast jedem guten Mann, steht auch eine gute Frau.“ Das ist bei dir auch so. Auch deine Frau Doris setzt seit 25 Jahren ihre Gaben nicht nur in der Familie, sondern auch an verschiedenen Stellen zum Gemeindewohl ein. Liebe Doris, hab herzlichen Dank dafür.

Lieber Michael, wie du dich vielleicht erinnerst hatte ich für dich und Doris zum 1. April 2005 anlässlich eures 20-jährigen Hierseins inoffiziell und aus dem Bauch heraus einige Gedanken dazu auf platt und gereimt aufgeschrieben.   –> Fier unsen Pärner Michael Ruf
Ich habe dies für heute geringfügig geändert und möchte damit meine Ausführungen abschließen.

Ursula Schwarz