Abschluss der Kirchturmsanierung in Oberkleen


Im Rahmen der Feierstunde zum Abschluss der Kirchturmsanierung am 3. Juli 2005 in Oberkleen sagte Pfarrer Michael Ruf vor über hundert Festgästen:

„Mit einer landeskirchlichen Bauberatung im November 1999, bei der Feuchtigkeits-schäden im Inneren des Turms unserer Kirche in Augenschein genommen wurden, begann der Prozess der Kirchturmsanierung, dessen Abschluss wir heute feiern dürfen. Viereinhalb Jahre, mit mehr oder weniger langen Unterbrechungen, wurde dann am Kirchturm und später auch am Kirchenschiff gearbeitet. Zunächst waren wir noch von einem Kostenvolumen von rund 111.000 DM ausgegangen, sollten doch nur die Schäden am Innenputz behoben und dafür gesorgt werden, dass sie nicht wieder auftreten können. Deshalb wurden zuerst die Fundamente des Kirchturms von der Firma Hanika, Oberkleen, freigelegt und mit einer Drainage versehen. Stefan Bernhard, Ebersgöns, hat die Blitzableiter und Regenfallrohre wieder angeschlossen. Firma Weber Bedachungen, Pohl-Göns, sorgte dafür, dass die Kirchturmöffnungen so mit verschieferten Fensterlamellen und Maschendraht verschlossen werden, dass kein Regenwasser mehr in das Mauerwerk eindringen kann, und auch Tauben keine Chance mehr haben, das Innere des Turmes zu verschmutzen.

Im August 2003 wurden dann die Anstrich- und Putzarbeiten sowie die Restaurierung vorhandener Malereien an den Kirchenmaler und Restaurator Karl-Bernd Beierlein, Marburg, vergeben. Firma Buss, Linden, stellte das notwendige Gerüst auf. Bei den Renovierungsarbeiten wurde ein bis zum heutigen Tag nicht identifizierter Schriftzug über der Ausgangstür entdeckt. Er dürfte um 1770 entstanden sein, vielleicht auch schon früher. Ob es sich um einen Bibelspruch oder einen Gesangbuchvers oder eine fromme Volksweisheit handelt, konnte trotz intensiver Forschung nicht ermittelt werden. Der freie Platz neben dem rätselhaften Schriftzug wurde dann auf meine Anregung hin von Herrn Beierlein mit einem Wort aus Psalm 121 Vers 8 bemalt: „Der Herr behüte deinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit.“

Kirche Ob 2

Neu gemalter Segensspruch (li.)  über der Ausgangstür –
Der alte Spruch (re.) ist inzwischen enträtselt.
pdficon_small Des Rätsels Lösung

Kirchentür OberkleenInzwischen war aufgefallen, dass die beiden alten aus Sandstein gearbeiteten Türgewände an der Eingangstür im Turm und seitlich am Kirchenschiff ebenfalls dringend sanierungsbedürftig waren. Die schweren Eichentüren drohten sonst in absehbarer Zeit aus ihrer Verankerung zu brechen. Das Landesamt für Denkmals-pflege Hessen erleichterte uns durch einen Bewilligungsbescheid von 10.000 € diese zusätzliche Maßnahme durch Rudolf Trautmann, Bildhauermeister und Restaurator in Marburg, ausführen zu lassen. Nachdem die Arbeiten von Herrn Beierlein im Wesentlichen abgeschlossen und die schönen Malereien am Deckengewölbe und an den Seitenwänden zu bestaunen waren, wollten wir gerne für eine optimale Ausleuchtung des Eingangsbereichs unserer Kirche sorgen. Durch die Firma Schönwandt, Nordeck, wurden zwei Stehleuchten und zwei Wandleuchten gefertigt und installiert, die diese Aufgabe hervorragend erfüllen. Machen Sie sich selbst ein Bild davon beim nächsten Abendgottesdienst im Winter.

Dann kam die alte Holztreppe im Kirchturm an die Reihe. Ihre Standfestigkeit war nicht mehr optimal und die Jahrhunderte hatten deutliche Spuren an ihr hinterlassen. Als Ulrich Seelhof, Diplom-Ingenieur für Möbel- und Holzobjekte, Dillenburg, seine Vorschläge zur Instandsetzung unterbreitete, wussten wir, dass der vorgesehene Kostenrahmen weiter gesprengt, aber auch dem Kirchturm ein Schmuckstück zurück gegeben würde.

Deckenmalerei OberkleenKarl-Bernd Beierlein war in den letzen zwei Jahren beinahe ständig mit von der Partie. Nach dem Einbau der Türgewände und der Treppe war er wieder gefordert. Nach einem heftigen Gewitterguss merkten wir, dass Regenwasser durch die Fenster ins Innere des Kirchturms eindrang und die gerade fertig gestellten Malerarbeiten wieder beschädigte. Da entschlossen wir uns Klonk & Hartmann, die Restaurierungswerkstatt für Glasmalerei in Wetter bei Marburg, mit der Sanierung der bleiverglasten Kirchenfenster zu beauftragen. Dass bei der Gelegenheit auch die Fenster im Kirchenschiff abgedichtet und gereinigt und defekte Scheiben ausgetauscht wurden, war nur nahe liegend.

Ich danke allen beteiligten Firmen und Handwerkern für ihren Einsatz in den vergangenen viereinhalb Jahren, danke unserer landeskirchlichen Bauberatung mit Frau Dr. Lachmann-Haase an der Spitze und Herrn Dr. Reiter vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen für ihre Beratungen sowie der Kassenverwaltung unseres Rentamts, namentlich Herrn Hofmann und Herrn Hahn für das Führen unserer Baukasse. Ein ganz besonderer Dank gebührt unserem Architekten Wilhelm Hepp, der unser Presbyterium von Anfang an beraten, die zahlreichen Ausschreibungen durchgeführt, die Sanierungsarbeiten beaufsichtigt und die Rechnungen geprüft hat – und das alles ehrenamtlich. Besonders danken möchte ich auch unserem Presbyter Willi Krack, der unser ständiger Vertreter auf der Baustelle war, und immer neue Mängel entdeckte, die noch zu beheben waren, sowie unserer Küsterin Inge Krack, die immer dafür gesorgt hat, dass wir sonntags in einer sauberen Kirche unsere Gottesdienste feiern konnten, auch wenn an den Werktagen zuvor die Handwerker ganz schön viel Staub aufgewirbelt hatten.

Nun ist alles wieder gut im Schuss. Die Sanierungsarbeiten sind abgeschlossen und hoffentlich haben wir einige Jahre Zeit, bis wieder kostspielige Arbeiten an unserer schönen alten Kirche in Oberkleen durchgeführt werden müssen. Rund 145.000 € mussten wir für die gesamte Kirchturmsanierung aufwenden. Die Finanzierung erfolgte – ohne die Verwendung von Kirchensteuern – hauptsächlich aus dafür vorgesehenen Rücklagen, die aus Zinserträgen der Baulastablösung in den letzten 19 Jahren erwirtschaftet wurden, aber auch aus den schon erwähnten Mitteln des Landesamtes für Denkmalspflege Hessen sowie durch Spenden und Erlöse, um dessen Sammlung sich nicht zuletzt der im vergangenen Jahr gegründete Förderverein der Kirchengemeinde Oberkleen, mit Dieter Giebel an der Spitze, verdient gemacht hat. Mir bleibt nur noch zu wünschen, dass alle Arbeiten an der Kirchturmsanierung und die eingesetzten Finanzen sich als eine gute Investition in die Zukunft erweisen. In meinen Augen sind sie das, wenn unsere Kirche viel genutzt wird für Gottesdienst an Sonn- und Feiertagen, für Kirchliche Trauungen, Goldene Hochzeiten und für Konzerte unterschiedlicher Art. Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.“