Aus der Chronik

Wissenswertes und Amüsantes aus der Chronik der Ebersgönser Kirchengemeinde


Der Pfarrgarten in alter Zeit

„Bekanntlich machte sich der zu Ebersgöns gestandene und jetzt zu Doßheim bei Wiesbaden lebende Pfarrer Luja durch zweckmäßige Anlegung der zur Pfarrei gehörenden Gärten, Wiesen und Obstbaumfelder sehr verdient. Ihm hat einzig und allein die Pfarrei das viele und schöne Obst zu danken, das jetzt Gott auf ihren Feldern wachsen lässt. Auch legte er einen Weiher im nahen Pfarrgarten an, aus welchem in jedem Jahre eine ziemliche Partie Kiefer-Ried gewonnen wird. Damit nun seine Anlagen nicht von seinen Nachfolgern umgeändert, verwahrloset oder wohl gar verwüstet werden möchten, schrieb derselbe folgende merkwürdige Bitte an sie in das dortige Pfarrbuch nieder, welche auch Geistliche auf anderen Pfarreien wohl beherzigen mögen. Pfarrer Luja sagt: »Es ist oft bemerkt worden, dass man auf Pfarreien so fertig ist, Werke der Vorfahren, an deren Nutzen man nicht sogleich denkt, zu zerstören. Glaubt man denn, dass unsere Vorfahren Dummköpfe waren, und dass sie ohne Kosten dergleichen haben machen können. Warum mit Kosten zerstören und verfallen lassen, was mit Kosten gemacht ist? So sind z.B. im Pfarrgarten Weiher angelegt worden, die ihren großen Nutzen haben: 1.) in Feuersgefahr 2.) beim Bleichen und 3.) zum Fischhalten. Es gibt gefühllose Menschen, welche bloß durch Nutzen geleitet werden, und welche auf Schönheiten der Natur nicht aufmerken wollen, oder wegen Dicke der Haut nicht können. Wasser gehört mit zur Schönheit eines Gartens. Eine gemalte Landschaft ohne Wasser ist tot. Ein Lustgarten ohne Wasser erregt einen unangenehmen Eindruck. Eine Ente mit ihren Jungen sich ihres Elements freuen zu sehen, gewährt inniges Vergnügen. Wenn man auch von allem Angeführten keinen Geschmack haben, oder der filzige Geiz jemanden plagen sollte, nicht einen Kreuzer zur Verschönerung seines Gartens auszulegen, so lasse man wenigstens die Sache, wie sie ist, und hüte sich, mit Unverstand etwas einzureißen, was mit gutem Vorbedacht und mit Kosten gemacht ist. Wer kein Gefühl von irgend einer Schönheit hat, die auf einer Pfarrei ist, der denke doch, dass die Pfarrei nicht für ihn allein, sondern auch für seine Nachfolger da sei, welche vielleicht mehr ästhetisches Gefühl haben, und welche nicht von solchem filzigen, schmutzigen Geiz sich regieren lassen, alles zu Geldgruben zu machen. Wer wird wohl diesem edlen und gemeinnützigen Manne unrecht geben können?«“ (Abicht, II. 79-81)


Ordnung der Abendmahlsfeiern

Bis in die sechziger Jahre unseres Jahrhunderts war es üblich, dass die Gemeinde nach einer strengen Ordnung an der Feier des Heiligen Abendmahls teilnahm. Die Ledigen wurden am 1. Weihnachtstag und am Pfingstsonntag zum Abendmahl geladen die Jungverheirateten am 1. Advent und am Trinitatisfest die Alten am Ostersonntag (ab 1948 am Karfreitag) und am Erntedankfest (bis 1857 an Michaelis). Genau wurde auf die Reihenfolge der Kommunikanten geachtet: jeder ging gemäß seinem Alter, bzw. dem Tag seiner Heirat. Für den Abendmahlsempfang wurde ein besonderes Festtagsgewand angelegt: die Männer gingen in Frack und Zylinder, die Frauen in besonderer Abendmahlstracht. Die am Palmsonntag Konfirmierten bekamen bis 1952 ihr erstes Abendmahl zusammen mit den Alten am Ostersonntag (bzw. am Karfreitag), ab 1952 allein mit ihren Familien am Gründonnerstag.


Sitzordnung in der Kirche 

Auch herrschte in der Kirche bis 1964 eine feste Sitzordnung: Die Frauen saßen unter in der Kirche, die Männer oben, die Konfirmanden vorne in den ersten Reihen. Besondere Plätze gab es für die Presbyter und in alter Zeit auch für die Pfarrfamilie.