Kirchengemeinde Ebersgöns


Voraussetzungen

Nach Auskunft von Pfarrer Christian Reinhart Luja aus dem Jahr 1793 wurde im Siebenjährigen Krieg (1756 -1763) das alte Kirchenbuch bei einer Plünderung aus dem Pfarrhaus von Soldaten mitgenommen. Einige Zeit nachher soll es in Lübeck aufgetaucht sein. Trotz Nachforschungen im Archiv der Stadt Lübeck konnte das Kirchenbuch bisher nicht wiedergefunden werden.

Bei der verheerenden Feuersbrunst am Trinitatisfest 1776 wurden nicht nur etwa zwei Drittel des Dorfes zerstört auch Kirchenbücher und -akten sowie alte Urkunden gingen verloren. Wegen umfangreicher Arbeiten an der Kirche hatte man sie auf das Rathaus gebracht, das, anders als die Kirche, ein Opfer der Flammen wurde. So sind wir für die Geschichtsschreibung der Zeit vor 1776 auf Informationen aus zweiter Hand angewiesen.

In einer alten Chronik von Pfarrer Christian Reinhart Luja aus dem Jahr 1793 heißt es: „Die in diesem Buche aufbewahrten Nachrichten habe ich teils zufällig, teils durch vieles und anhaltendes Forschen in Erfahrung gebracht und zusammengetragen, womit ich mich die sechs Jahre meines Hierseins in müßigen Stunden beschäftigte. Mein Plan war: Alles besser zu ordnen und in einem besonderen Buche leserlich geschrieben der Pfarrey als Invertarium einzuverleiben. Da aber mein Geschick mich früher, als ich vermutete, von hier abruft, so lasse ich dieses nachlässig hingeworfene Concept meinen Herren Nachfolgern mit der Bitte, diese angefangene und in vieler Hinsicht nützliche Arbeit zu vollenden.“

Weiter wurden verwendet: Eine ausführliche Abhandlung von Pfarrer Friedrich Kilian Abicht, Aufzeichnungen in den heute noch vorhandenen Kirchenbüchern und Akten der Gemeinde, sowie Darstellungen zu Teilaspekten in verschiedenen Festbüchern anlässlich von Vereinsjubiläen aus den letzten vierzig Jahren.


Pfarrer der Gemeinde

Man vermutet, dass Ebersgöns viel später als andere Ortschaften seine eigenen Pfarrer bekommen habe. Der einzige lutherische Geistliche, der außerhalb Butzbachs zu finden war, hielt sich in Großen-Linden auf. Von dort hatte er jährlich zweimal am Johannes- und am Michaelstag gegen eine Abgabe von zwei Achtel Hafer den Gottesdienst in der Lieb-Frauen-Kirche im Lieb-Frauen-Wäldchen zu halten. Auch nach der Zerstörung der Lieb-Frauen-Kirche im Dreißigjährigen Krieg (1618 – 1648) oblag dem Pfarrer aus Großen-Linden die Abhaltung dieser Gottesdienste in Ebersgöns. Allerdings hatte die Gemeinde Ebersgöns auch das Recht, in der Butzbacher Stadtkirche am kleinen Altar zum Heiligen Abendmahl zu gehen. Das Besetzungsrecht stand von 1360 an der Familie von Falkenstein zu, von 1461 denen von Eppstein-Königsstein, von 1473 bis etwa 1571 denen von Eppenstein-Münzenberg.

Der erste lutherische Pfarrer nach der Reformation war Johann Vatterges. Von ihm wird berichtet, dass er 1531 ebenso wie sein Amtsbruder von Oberkleen, Johann Wißbach, die Augsburgische Konfession angenommen habe. Der nächste uns bekannte Pfarrstelleninhaber von Ebersgöns war Nicolaus Bender. Er nahm seinen Dienst 1573 auf und verstarb 1599. Ihm folgte Eberhard Greckmann, er starb 1628. Der dritte war Christian Hartmann Schmid, bis er 1636 nach Volpertshausen wechselte. Aus der Pfalz kam Georg Bremm, der 1642 wieder in seine Heimat zurückkehrte. Nach vier Jahren Vakanz kam Johannes Copy 1646 für ein halbes Jahr. Von 1647 bis 1651 war Johannes Ortenberger Seelsorger der Gemeinde. Von 1651 bis 1655 blieb sein Nachfolger Johann Eberhard Gerhard. Knapp achtzehn Jahre, bis zu seinem Tod am 9.7.1672, war Johann Wilhelm Keul Pfarrer in Ebersgöns.

Johann Ludwig Mickelius wurde am 2.2.1673 eingeführt. Er fing das alte Kirchenbuch von 1673 an, das leider im Siebenjährigen Krieg verloren ging. Dort sammelte er auch die Namen seiner Vorgänger. 62-jährig verstarb er am 9.2.1702. Johann Heinrich Kuhl aus Butzbach folgte ihm nach und blieb bis 1720, als er als Pfarrer nach Steinfurt ging. Johann Bartholomäus Mengel aus Grünberg war vom 12.10.1721 bis zum 24.11.1730 Pfarrer in Ebersgöns, er wechselte dann nach Queckborn. Nach vierjähriger Vakanzverwaltung durch Pfarrer Jakobi aus Oberkleen wurde Johann Conrad Ortenberger am 31.10.1734 als neuer Pfarrer eingeführt. Er stammte aus Pohlgöns und starb am 16.7.1744, 62 Jahre alt. Christian Helfrich Leun aus Langgöns wurde am 22.11.1744 zu seinem Nachfolger bestellt. Er starb am 24.3.1758 unverheiratet im 41. Lebensjahr. Ebenfalls Junggeselle war Georg Sebastian Vonhausen, Pfarrer von 1760 bis 1773 gebürtig aus Weilmünster starb er 1794 in Volpertshausen. Friedrich Justus Schmidtborn wurde am 7.11.1773 als neuer Pfarrer eingeführt. Er starb am 10.11.1791 unverheiratet im 57. Lebensjahr.

Am 3.6.1792 nahm Johann Christian Reinhart Luja seinen Dienst in Ebersgöns auf. Er wurde am 16.4.1767 in Wiesbaden geboren, besuchte die Schule in Weilburg und studierte an der Universität in Gießen. Er absolvierte das theologische Seminar in Weilburg und kam 1790 als Vikar nach Niederkleen. Dort heiratete er die jüngste Tochter des Niederkleener Pfarrers Endres. 1798 wurde er als Pfarrer nach Altenkirchen bei Weilburg berufen und verließ Ebersgöns. Zu seinem Nachfolger wurde Conrad Wernhart Lindenborn bestellt. Er wurde am 7.11.1775 in Weilmünster geboren und zog nach dem frühen Tod seines Vaters mit seiner Mutter und drei Schwestern nach Butzbach. Seine schulische Grundausbildung verdankte er seinem späteren Amtsbruder in Oberkleen, Conrektor Münch. Nach einem Vikariat in Altenkirchen bei Weilburg wurde er am Sonntag vor Weihnachten 1798 als neuer Pfarrer in Ebersgöns vorgestellt. Dort blieb er bis zum 13.11.1823, als er nach Volpertshausen wechselte. Von 1823 bis 1828 wurde die Pfarrei von Niederkleen und Oberkleen aus mitverwaltet. Ohne Ordination war Heinrich Hahn vom 14.06.1825 bis zum 14.06.1828 als Pfarrverwalter tätig er wurde wegen Unfähigkeit aus dem geistlichen Amt entfernt.

1829 kam Jakob Überweg, Kaufmannssohn aus Niederweisel, geboren am 10.2.1803 als neuer Pfarrer nach Ebersgöns. Er starb am 16.6.1829. Noch im selben Jahr wurde Heinrich Wilhelm Ludwig Castendyck, zuvor Pfarrer in Daubhausen, als neuer Seelsorger eingeführt. Er blieb bis 1833. Sein Nachfolger von 1833 bis 1836 war Peter Friedrich Schonebohm, bis er als Pfarrer nach Lützellinden gerufen wurde. Ihm folgte Heinrich Usener, geboren am 29.3.1811 in Altenkirchen bei Hohensolms, wo sein Vater damals Pfarrer war. Er wurde am 25.1.1837 als Pfarrer in Ebersgöns eingeführt. 1841 übernahm er zunächst zusätzlich, später hauptsächlich den Pfarrdienst in Oberkleen. Auch in den folgenden Jahren hat er von Oberkleen aus immer wieder Vertretungsdienste in Ebersgöns übernommen. Von 1867 bis 1894 war er Superintendent des Kirchenkreises Wetzlar. Als er wegen großer Schwäche in den Ruhestand trat, war er 84 Jahre alt, davon 58 Jahre im Pfarramt.

Von September 1843 an war August Lorentz aus Kreuznach Pfarrer in Ebersgöns er schied am 13.01.1846 unheilbar geisteskrank aus dem Amt. Ihm folgte von 1848 bis 1858 Ludwig Göbel, der anschließend nach Puderbach wechselte. Johann Philipp Ludwig Geibel kam am Anfang 1859 nach Ebersgöns. Er war zuvor ein Jahr Pfarrer in Krofdorf gewesen. Mit der Versetzung ihres Seelsorgers waren die Krofdorfer nicht einverstanden. Darum fuhren sie sonntags mit Leiterwagen zwanzig Kilometer zu ihrem geliebten Pfarrer zum Gottesdienst nach Ebersgöns. Auch in Ebersgöns blieb Pfarrer Geibel nur knapp ein Jahr. Er ging 1860 nach Gebhardthain. Die Auseinandersetzungen um Pfarrer Geibel in Krofdorf führten dort Anfang 1861 zum Kirchenaustritt von 856 Gemeindegliedern und zur Gründung einer freireligiösen Gemeinde.

Ihm folgten Pfarrverwalter Leonard Hünges aus St. Goar (1860-1863) und Predigtamts-Candidat Robert Thomas (1863-1865). Heinrich Klingspor, geboren am 30.08.1829 in Siegen, war vom 08.10.1865 an Pfarrer in Ebersgöns. Zuvor hatte er in Marienhagen Dienst getan. Pfarrer Klingspor war ein schwer kranker Mann er litt lange Jahre an Schwindsucht und musste in seinem Amt von Pfarrer Schuster aus Cleeberg unterstützt werden. Er starb am 27.04.1873. Sein Grabstein liegt noch heute neben der Kirche. Ihm folgten die Pfarrer Konrad Rudolf Caspar Meyer (25.02.1874 – 12.03.1880) und Wilhelm Carl Corty, geboren am 27.03.1859, Pfarrer in Ebersgöns von 1886 bis zu seinem Tode am 7.12.1923. Sein Grabstein steht noch an der Kirchenmauer.

Ihm folgte in den Jahren 1924 bis 1937 Pfarrer Otto Biermann. In den folgenden neun Jahren wurde die Pfarrstelle von Niederkleen aus verwaltet. Der dortige Pfarrer Kulke wurde unterstützt durch den Hilfsprediger Helmut Ruppel. Der versah seinen Dienst in Ebersgöns von 1937 bis 1939. Ab 1940 übernahm der Hilfsprediger Otto Hermann Joachim Roos den Seelsorgedienst. Er war Kriegsteilnehmer ab 1941 und kam nicht mehr aus dem Krieg zurück. Friedrich Brunßen, geboren am 15.1.1891 in Düren (Rheinland), verstorben am 18.7.1966 in Ulm (Kreis Wetzlar) war von Januar 1947 bis September 1962 Pfarrer in Ebersgöns.

Ihm folgte im Oktober 1962 Pfarrer Friedel Schmidt, geboren am 02.01.1934 in Gevelsberg. Seit 1963 sind die Pfarrstellen von Ebersgöns und Oberkleen pfarramtlich verbunden. Damit ging ein jahrzehntelanges Ringen um eine Neuorganisation der Seelsorgebezirke im südlichen Bereich des Kirchenkreises Wetzlar zu Ende. Aus Sorge um die Aufhebung der Pfarrstelle hatte das Presbyterium zuletzt 1937 kurz vor der Pensionierung von Pfarrer Biermann vergeblich darum gebeten, folgende Gemeinden pfarramtlich zu verbinden: Ebersgöns und Oberkleen (bis dahin mit Niederkleen verbunden), Niederkleen und Dornholzhausen (bis dahin mit Hochelheim verbunden), Hochelheim und Hörnsheim, Lützellinden (bis dahin noch mit Hörnsheim verbunden) sollte selbstständig werden. Pfarrer Schmidt blieb bis März 1972, dann wechselte er zunächst in die Pfarrstelle in Eitorf und ging 1978 als Berufsschulpfarrer in den Kirchenkreis Birkenfeld. Ab 1996 lebte er in Herborn im Ruhestand. Er starb am 3. August 2023 im Alter von 89 Jahren.

Ihm folgte Pfarrer Jörn-Erik Gutheil, geboren am 29.08.1943 in Stuttgart, von Oktober 1972 bis Mai 1979. Anschließend ging er als Studentenpfarrer nach Bonn, dann als Landeskirchenrat nach Düsseldorf.

Im April 1981 kam Hilfsprediger Ernst von der Recke, geboren am 19.11.1950 in Ruppichteroth (Rhein-Sieg-Kreis) nach Ebersgöns. Er beendete seinen Dienst im März 1984 seither lebt und arbeitet er im Laurentius-Konvent in Laufdorf.

Pfarrer Michael Ruf, geboren am 20.06.1959 in Mönchengladbach, versah seit April 1985 den Pfarrdienst in Ebersgöns und Oberkleen. Nach Fusion der Kirchengemeinden Niederkleen, Dornholzhausen und Oberkleen zur Kirchengemeinde Kleebachtal 2021 wurde er Pfarrer von Kleebachtal und Ebersgöns. Er wurde zum 1. April 2023 pensioniert.